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Weitergedachte Hofgeschichte

/**/ Weitergedachte Hofgeschichte 23. April 2025 Mehr Das Dirnbergergut, eine historische Hofstätte im Bezirk Perg in Oberösterreich, wurde einer umfassenden Transformation unterzogen. Die Architekten von Moser und Hager haben mit einer sensiblen Herangehensweise ein Konzept entwickelt, das die baukulturelle Geschichte respektiert und gleichzeitig den Anforderungen modernen Wohnens gerecht wird.    Historie trifft Herausforderung Der architektonische Ansatz von Moser und Hager basiert auf der Prämisse, Baugeschichte weiterzuschreiben statt umzuschreiben. Ein tiefgehendes Verständnis der vorhandenen Strukturen und ihrer baukulturellen Hintergründe bildet dabei die Basis für die Entwurfsentwicklung. „Um an diese Baugeschichte anzuknüpfen, weiterzubauen, ist es wichtig den Ort und das Denkmal zu verstehen. Sich Kenntnis über das Vorhandene anzueignen und sich der Typologie bewusst zu sein. Wir versuchen, uns hier einer erkenntnisorientierten Arbeitsweise zu nähern, deren Grundlage unsere Recherche ist“, erklärt ­Michael Hager.   Die historische Hofstätte zeichnet sich durch einen Vierkanthof mit einer ehemaligen Tenne sowie einem stillgelegten Wohn- und Gasthausbereich aus. In einer ersten Projektphase wurde ein Umbau des Dachraumes oder der ehemaligen Gaststube im Hausstock des Vierkanters diskutiert. Nach einer eingehenden Analyse zeigte sich jedoch, dass die Tenne mit ihrer beeindruckenden Ziegelpfeilerstruktur und der gut erhaltenen Holzkonstruktion ein ideales Grundgerüst für die Neugestaltung bot. Eine der größten Herausforderungen bestand dabei darin, den ursprünglich als Schweinestall benutzten Baukörper in drei gleichwertige Wohneinheiten für mehrere Generationen umzuwandeln, ohne dessen historische Struktur zu beeinträchtigen.    Losgelöst und doch verbunden Das zentrale Entwurfselement ist ein eingeschobener Baukörper, der sich innerhalb der Tenne positioniert, ohne deren tragende Struktur zu beeinträchtigen. Die massive Konstruktion aus Ziegelpfeilern und das historische Dachtragwerk wurden erhalten und sanft restauriert. Der Neubau wurde auf einer neuen Bodenplatte errichtet und bewusst von der bestehenden Struktur losgelöst. Dadurch bleiben die historischen Elemente sichtbar und erlebbar, während die räumlichen Anforderungen eines modernen Wohnhauses erfüllt werden.  Ein wesentliches Konzept ist der Schwellenbereich zwischen Alt und Neu: Er fungiert als gestalterisches und funktionales Bindeglied. Hier entfaltet sich der Dialog zwischen Bestand und Neubau besonders deutlich – durch Materialkontraste, Blickbeziehungen und überdachte Außenbereiche, die den Übergang von der Privatheit des Innenraums zur umgebenden Landschaft vermitteln. Die Bodenflächen spielen dabei eine zentrale Rolle: Beton im Außenraum setzt sich als gespachtelter Estrich im Inneren fort und unterstützt die fließende Verbindung.    Behutsame Umsetzung Die bestehende Substanz wurde mit äußerster Zurückhaltung restauriert. Die Ziegelpfeiler, das Dach und die Holzkonstruktion blieben weitestgehend unangetastet und wurden nur dort saniert, wo es notwendig war. Der zentrale Infrastrukturblock bündelt alle technischen und funktionalen Einrichtungen und ermöglicht dadurch flexible Grundrisse für die Wohneinheiten.  Die Materialwahl unterstützt den bewussten Kontrast zwischen Bestand und Neubau. Die neue Fassade erhielt eine vertikale Holzschalung in dunkler Farbgebung, die sich in ihrer ruhigen und gleichmäßigen Struktur harmonisch neben die expressive Ziegelarchitektur der Tenne stellt. Die reduzierte Materialpalette mit einem Fokus auf raue und naturnahe Oberflächen verstärkt die zeitlose Anmutung des Gebäudes. „Unser formaler Ansatz hat sich zu einem kontrastreichen Wechsel zwischen dieser alternden Sinnlichkeit und einer neuen Klarheit entwickelt, um dem Bestand einen Rahmen zu geben und ihn in eine zeitgemäße Architektursprache einzubetten,“ so Hager. Bei der Wahl der ausführenden Firmen legen die Planer in gewohnter Weise Wert auf Regionalität. Dadurch entsteht in ihren Augen bei allen Beteiligten eine größere Identifikation mit der jeweiligen Bauaufgabe.    An die Zukunft gedacht Nachhaltigkeit spielte eine zentrale Rolle bei der Planung. Die Architekten entschieden sich bewusst für den Erhalt vorhandener Bausubstanz, um Ressourcen zu schonen und den Bodenverbrauch zu minimieren. Ergänzend wurde eine kompakte Bauweise gewählt, die eine hohe Energieeffizienz ermöglicht. Die Integration einer neuen thermischen Hülle sowie die Nutzung einer Luftwärmepumpe tragen zur ökologischen Optimierung des Gebäudes bei. Die drei Wohneinheiten wurden so konzipiert, dass sie den Bedürfnissen mehrerer Generationen gerecht werden. Flexible Grundrisse und anpassbare Raumkonzepte bieten langfristige Nutzungsmöglichkeiten.Das Dirnbergergut ist ein Beispiel für eine gelungene Symbiose aus historischer Bausubstanz und zeitgenössischer Architektur. Durch eine präzise Analyse der bestehenden Strukturen und eine konsequente Umsetzung von Gestaltungsideen konnte ein Wohnkonzept realisiert werden, das den Charakter des Ortes bewahrt und gleichzeitig eine hohe räumliche Qualität für zukünftige Bewohner schafft. Moser und Hager zeigen mit diesem Projekt, wie behutsame Transformationen historische Gebäude nachhaltig in die Zukunft führen können.    Dirnbergergut Bezirk Perg, Oberösterreich Bauherr: privat Planung: MOSER UND HAGER Architekten ZT GmbH Mitarbeiter: Barbara Friesenecker Statik: Schindelar ZT GmbHGrundstücksfläche: 400 m² (Fläche Bestandsgebäude) Nutzfläche: 263 m² Planungsbeginn: 11/2019 Baubeginn: 04/2022 Fertigstellung: 06/2024www.moserundhager.at  Text: Andreas Laser Fotos: Gregor GrafKategorie: Projekte « Hier spielt die Musik

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