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Weich wie Beton – Parkhaus in Bahrain von Christian Kerez

Seit über zehn Jahren verfolgt der arabische Inselstaat Bahrain ein außergewöhnliches Kulturprojekt. Dessen Fokus liegt auf den Zeugnissen der Kultur der Perlenfischer, die vor dem Erdöl für den …

Seit über zehn Jahren verfolgt der arabische Inselstaat Bahrain ein außergewöhnliches Kulturprojekt. Dessen Fokus liegt auf den Zeugnissen der Kultur der Perlenfischer, die vor dem Erdöl für den Wohlstand des kleinen Landes gesorgt hatten. Insbesondere in der Hauptstadt Muharraq ist davon noch einiges zu sehen. 2012 wurden 17 Staetten der Perlenfischerei in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Seitdem wurde in der Altstadt der „Pfad der Perlenfischer“ angelegt, der die sanierten historischen Gebäude und behutsam eingefügten Neubauten miteinander verbindet – darunter einige spektakuläre Gebäude wie das Besucherzentrum von Valerio Olgiati, das Haus der Musik der Perlengischer von Office Kersten Geers David van Severen oder das Perlenmuseum von Anne Holtrop. Für die erwarteten Besucherströme plante man auch vier um die Altstadt verteilte Parkhäuser. Diese wurden von Christian Kerez entworfen. Das erste davon ist nun in Betrieb gegangen. Das Team um Krerez entwickelte die Parkhäuesr als flexibel nutzbare Strukturen, die nicht nur privaten Automobilen Raum bieten, sondern auch öffentliche Funktionen wie Gebete, Veranstaltungen oder Märkte aufnehmen können. Die Stockwerke sind dabei nicht getrennt, sondern gehen als geschwungene Ebenen fließend ineinander über. Wer mag, darf an OMAs legendären Bibliotheksentwurf für Jussieu von 1992 denken. Die Architekten: „Durch ihrre geometrische Verwandlung von konkav zu konvex, von hoch zu niedrig, in Räume, die sich nach innen oder außen ausdehnen, schaffen die Platten ein unverwechselbares Raumerlebnis, wenn man das Parkhaus hinauf oder hinunter fährt.“ Die Verbindungen der Platten dienen auch der Aussteifung gegen Windlasten und Erdbeben. Die gesamtee Statik haben die Architekt*innen gemeinsam mit Edge Consulting Engineering entwickelt. In Betrieb genommen wurde jetzt das Parkhaus auf der „Parzelle B“, eines der größeren. Da es auf vier Seiten von relativ homogenen, niedrigen Häusern umgeben ist, hat auch die Betonstruktur eine „sehr regelmäßige“ Geometrie aus wwnigen Platten und 25 bis 30 Zentimeter starken Rundstützen. Spannweiten von bis zu zehn Metern führen zu hohen Durchschlagskräften in den Platten. Für eine bessere Lastübertragung wurden die Stützen daher mit besonders massiven gebogenen Stahlblechen versehen. Bis auf verräterische Abdrücke hier und da sind diese im abgebundeenen Ortbeton der Platten allerdings nicht erkennbar. Keine Platte ist identisch, was eine Vielfalt an Räumen entstehen lässt. Auf den Fotos ist zu erahnen, dass auch der Bau selbst ein Experiment war. Die Schalung wurde mittels herkömmlicher Industrieprodukte wie Gerüsttürme, Drehsteifen und Holzelemente hergestellt. Nur ein kleiiner Teil der Schalung musste individuell geformt werden. Für die fließend geformten Oberflächen fertigte Kerez' Team nach eigenen Angaben mittels Scripting rund 75.000 Schnittzeichnungen im Maßstab 1:20 an. Diese Schnitte wurden als 1:1-Vorlagen ausgedruckt, um die Schalungselemente vor Ort schneiden zu können. Nochmal die Architekt*innen: „Die auf Baustellen im Nahen Osten übliche große Anzahhl von Arbeitskräften war auch hier notwendig, zusätzlich zu den heutigen Möglichkeiten der Informatik, um diese unendlich vielfältige Geometrie zu schaffen. Das Projekt war nur möglich, weil beides zusammengeführt wurde.“ Die Wendeltreppen und Aufzugsschächte sind offen, letztere wurden mit einer transparenten PVC-Folie überzogen. Insgesamt entsteht mit den vieer Parkhäusern eine Gesamtfläche von 45.000 Quadratmetern. Fotos: Maxime Delvaux

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